Im letzten Schuljahr hatten sich die drei Projektgruppen des Ludwigsgymnasiums und unserer Partnerschulen in Boguchwala (Polen) und Chitwan (Nepal) online getroffen, ihre Schulgärten vorgestellt, Rezepte ausgetauscht und nachgekocht.
Der Blick in die Klassenzimmer der jeweils anderen war ein spannendes Erlebnis. Noch sinnlicher wurde es, als wir die Geschmäcker und Gewürze der anderen Küchen selbst ausprobieren konnten. Dennoch war es bis zum Schluss schwer vorstellbar, dass wir uns tatsächlich einmal begegnen würden.
Es gab dann auch viele Widerstände und Probleme zu überwinden. In Nepal war es das Bangen, ob die Visa rechtzeitig fertig sind, in Deutschland die Finanzierung und die komplexe Organisation, in Polen die kritische Lage durch die Nähe zur ukrainischen Grenze und die Aufnahme der Flüchtlinge. Außerdem blieb immer die Frage, ob die Pandemie das Reisen möglicherweise wieder einschränken wird.
Als wir uns dann an unserem ersten Samstag in der zweiten Woche des Schuljahres alle im ökologischen Landschulheim Spohns Haus in Gersheim gegenüberstanden, war das ein ganz besonderer Moment. Nach ersten Kennenlernspielen und einem gemeinsamen Abendessen begannen die Gruppen schon sich zu mischen und um das Lagerfeuer herum wurde bereits gesungen.
Die nächsten Tage waren von einem dichten und abwechslungsreichen Programm bestimmt. Eine Jugendbegegnung mit inhaltlichem Input und Output ist eine Herausforderung für Lehrende und Lernende und hat uns allen einiges abverlangt.
Unser Thema war die nachhaltige Ernährung. Wir haben uns mit den globalen Zusammenhängen beschäftigt, die ökologische Vielfalt der Streuobstwiese kennengelernt, Apfelsaft hergestellt, vorbildhafte Projekte in Saarbrücken (Unverpacktladen, Rettergutladen, Foodsharing, ein veganes Restaurant) besucht, haben auf dem Stadtbauernhof gegärtnert und gekocht, sowie Saatgut ausgetauscht.
Die Herausforderungen nachhaltiger und gesunder Ernährung in unseren Ländern wurden zunächst in den nationalen Gruppen gesammelt und dann an die anderen Gruppen weitergereicht, die Lösungsvorschläge ergänzten. So konnten alle über den eigenen Tellerrand hinaus die Perspektive der anderen einnehmen.
Die Ergebnisse wurden in drei Plakaten für die Abschlusspräsentation festgehalten. Es gab auch eine trinationale Gruppe, die einen Brief mit Forderungen an den Leiter der europäischen Agrarkommission verfasste, den wir bei unserer Führung im europäischen Parlament in Straßburg abgegeben haben.
An unserem letzten Tag in Gersheim haben wir ein tri-nationales Büffet zubereitet und uns gegenseitig unsere Kulturen vorgestellt. Die nepalesischen Schüler/-innen hatten viel Mühe darauf verwendet, Bollywoodtänze vorzubereiten, die uns sehr beeindruckt haben. Anschließend wurden auch die Zuschauer auf die Tanzfläche gezogen und alle haben ausgelassen miteinander getanzt.
Nach einem Besuch der eßbaren Stadt Blieskastel am zweiten Samstag, konnten die deutschen Schüler/-innen ihren Gästen das Leben in ihren Familien zeigen. Manche organisierten Ausflüge, bei manchen Schülerinnen und Schülern war nach der anstrengenden Woche aber auch einfach Chillen angesagt, zumal der plötzliche Kälteeinbruch nicht nur den nepalesischen Schülerinnen und Schülern sehr zugesetzt hatte.
Am Montag, in der ersten Doppelstunde, bekamen die Schüler/-innen einen Eindruck vom Unterricht am Ludwigsgymnasium. Anschließend gingen wir zum Schloss, wo es den Schülerinnen und Schülern gelang, innerhalb von einer Stunde die Präsentation der Plakate auf Englisch vorzubereiten und zu proben.Vor der Bildungsministerin des Saarlandes und dem Direktor des Regionalverbandes spricht man nicht alle Tage.
Trotz der aufregenden Situation ließen sich die Schüler/-innen nicht verunsichern und hielten ein Vortrag, dessen Professionalität auch Frau Streichert-Clivot und Herrn Gillo sehr beeindruckte. Das war dann schon unserer letzter Tag.
Am Abend trafen wir uns in der Cafeteria des Ludwigsgymnasiums zu einem letzten Büffet. Herr Heib überreichte Teilnahmezertifikate und es gab tränenreiche Abschiede, als gegen 21 Uhr die polnische Gruppe abreiste, die wir noch mit Pflanzen für ihren Schulgarten versorgt hatten. Die nepalesische Gruppe brachten wir am nächsten, regnerischen Morgen um 5:30 Uhr zum Shuttlebus.
Damit lagen 10 ereignisreiche Tage hinter uns, die uns sicher lange im Gedächtnis bleiben werden. Unsere Schulgarten-Partnerschaften werden wir weiter pflegen und die sozialen Medien reichen auch bis Nepal, um Freundschaften zu erhalten und zu vertiefen.
Ein herzlicher Dank geht an alle Sponsoren, die dieses höchst aufwendige Projekt möglich gemacht haben.
Großzügige Geldgeber waren das saarländische Sozialministerium, unser Bildungsministerium, die PASCH-Initiative der Kultusministerkonferenz, die VSE-Stiftung, die Stiftung Wald, Saartoto, der Regionalverband Saarbrücken und als Hauptsponsor das deutsch-polnische Jugendwerk mit seinem saarländischen Repräsentanten Herrn Dr. Jerzy Wegrzynowski, der auch der Leiter des Schullandheims Spohns Haus ist.
Das gute Gelingen dieses äußerst aufwendigen und gewinnbringenden Projektes ist vor allem dem großen Engagement unserer Kollegin Frau Beate Garmer zu verdanken.